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Designlexikon
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Eiermann, Egon

(*1904 Neuendorf, †1970 Baden-Baden)

Egon Eiermann studierte von 1923 bis 1927 an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg Architektur. Seine wichtigsten Lehrer waren Heinrich Tessenow und Hans Poelzig, dessen Meisterschüler Eiermann war. Nach dem Diplom 1927 arbeitete Eiermann zunächst im Baubüro der Rudolph Karstadt AG in Hamburg und anschließend bei den Berliner Elektrizitätswerken. Ab 1931 entwarf er in einem zusammen mit Fritz Jaenecke gegründeten Büro Wohnhäuser in Berlin und Umgebung. Jaenecke stieg 1934 wegen persönlicher Differenzen mit Eiermann aus der Büropartnerschaft aus. Zwischen 1934 und 1938 wurden nach Vorgaben und unter Leitung von Eiermann sämtliche Geschäftsstellen des Berliner Bestattungsunternehmens Grieneisen in einheitlichem Corporate Design umgestaltet (Fassaden, Innenausstattung – sowie als Logo ein dreiarmiger Leuchter mit Schriftzug und Jahreszahl). Für die Propagandaausstellung «Gebt mir vier Jahre Zeit», die 1937 in Berlin zu sehen war, gestaltete Eiermann die Haupthalle des Ausstellungsgebäudes am Funkturm. Ab 1938 plante das Büro Industriebauten, z.B. für die Auergesellschaft in Berlin (1938), die Total-Werke Foerstner & Co. in Apolda (1939–1942), die Fabrik Märkischer Metallbau Oranienburg (1939–1941) und die Rickmerswerft in Bremerhaven (1940–1941). 1942 entwarf Eiermann ein Ausweichkrankenhaus in Beelitz-Heilstätten bei Berlin. 1943 verlegte er sein Büro aus Berlin nach Beelitz-Heilstätten.

Nach dem Krieg wurde Eiermann 1947 an den Lehrstuhl für Architektur der Technischen Hochschule Karlsruhe berufen. Als selbstständiger Architekt arbeitete er von 1946 bis 1948 in Mosbach im Odenwald und ab 1948 in Karlsruhe. Von 1946 bis 1965 führte er eine Bürogemeinschaft mit Robert Hilgers. 1951 wurde Eiermann Gründungsmitglied des Rates für Formgebung, 1955 Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. 1962 wurde er in den Planungsrat für die Neubauten des Bundestags und Bundesrats in Bonn berufen.

Zu Eiermanns bekanntesten Bauten zählen die Fabrikanlage für die Taschentuchweberei Blumberg (1949/51), die Pforzheimer Matthäuskirche (1953) sowie zahlreiche Verwaltungsgebäude (u.a. für die Steinkohle-Bergwerke, Essen). Zusammen mit Sep Ruf gestaltete Eiermann 1958 den deutschen Pavillon für die Brüsseler Weltausstellung.

Besonderen Ruhm erlangte Eiermann durch den Wiederaufbau der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin (1961–63). Von 1962 bis 1964 baute er die Deutsche Botschaft in Washington, 1965 konzipierte er ein Fertighaus in Atriumform, das beim Versandhaus Neckermann in Serie ging.

Als Möbeldesigner prägte Eiermann nachhaltig die Design-Ära der Nachkriegsjahre. Er war der Erste, der in Deutschland nach Ende des Zweiten Weltkriegs Serienmöbel entwickelte (1948/1949), die internationalen Maßstäben an Form und Funktionalität standhielten.

1953 entwarf Eiermann das Tischgestell «Eiermann 1» mit schrägen, in einer Ebene liegenden Kreuzstreben. Ein leicht abgewandeltes Gestell von 1965, das unter der Bezeichnung «Tischgestell Eiermann 2» bekannt ist, stammt jedoch nicht von Eiermann selbst. Der Werkstattleiter an der Technischen Hochschule Karlsruhe, Adam Wieland, modifizierte das Original so, dass es zerlegbar und leicht transportabel war. Diese Version des Tischgestells wird noch heute unter dem Namen «E2» in Karlsruhe hergestellt und vertrieben.

Als Designer trat Eiermann ferner durch seinen «Korbsessel E 10» (1954) aus naturlasiertem Peddigrohr hervor, der seit 1956 unter Musterschutz steht. Den Prototyp hatte Eiermann 1948 in Karlsruhe für die Ausstellung «Wie wohnen?» entwickelt. Populär wurde auch sein Klappstuhl «SE 18» von 1952 (für Wilde & Spieth, Esslingen), der eine Auszeichnung des Museum of Modern Art, New York, erhielt und auf der Mailänder Triennale 1954 die Silbermedaille gewann. Der Klappstuhl wurde später vielfach variiert. Weitere wegweisende Möbelentwürfe waren der Stahlrohrstuhl «SE 68» (1950) und der Kirchenstuhl «SE 121» (1960/1961). Tecnolumen hatte in den 1990er-Jahren Eiermanns «Deckenstrahler» im Programm, den er 1958 für die Weltausstellung in Brüssel entworfen hatte. © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey)

 

www.egon-eiermann-gesellschaft.de

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