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Pastoe

 

Die Utrechtsche Machinale Stoel- en Meubelfabriek (UMS) ging aus einer kleinen handwerklichen Stuhlmacherwerkstatt hervor, die Frits Loeb (1889-1959) 1913 für sein eigenes Geschäft am Utrechter Ganzenmarkt gegründet hatte. Schon bald entwickelte sich die UMS zu einer für niederländische Verhältnisse großen Fabrik, in der neben Stühlen auch Möbel - u.a. in großen Serien gefertigte Schränke unterschiedlicher Stilrichtungen - hergestellt wurden. Neben Frits Loeb war D. L. Braakman (1885-1966) als Geschäftsführer und Zeichner/Entwerfer maßgeblich am Ausbau des Unternehmens beteiligt. Das Verständnis von modernem Design, das die UMS in den 20er- und 30er-Jahren zeigte, konnte jedoch nicht mit der internationalen Avantgarde der damaligen Zeit mithalten. Man orientierte sich eher an der gemäßigten heimatlichen Möbelkunst, zu deren Vertretern in den 20er-Jahren vor allem Architekten und Entwerfer der Amsterdamer Schule (z.B. M. de Klerk, P. Kramer, H. Krop) sowie Kunsthandwerker wie W. Penaat und Corn. van der Sluys gehörten. Später machte sich vor allem der Einfluss der sachlicher und kubistischer arbeitenden Haager Schule mit Künstlern wie H. Wouda, F. Spanjaard und C. Alons bemerkbar. Exemplarisch für die Entwürfe dieser Zeit ist der Sideboard von W. Barnasconi.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem die Utrechter Fabrik völlig zerstört wurde, wagte das Unternehmen einen Neubeginn. Griff man anfänglich noch auf das Design der Vorkriegszeit zurück, so entschied man sich ab 1958 für die Herstellung moderner Möbelstücke. Die Zusammenarbeit mit der niederländischen Wohnungsgesellschaft Stichting Goed Wonen (1946-1968) führte zu einer neuen Unternehmensphilosophie, in der die beschränkten Raumverhältnisse der niederländischen Durchschnittswohnung, die bescheidenen finanziellen Möglichkeiten des Verbrauchers und die wechselnden Anforderungen, die in einer Familie an die Möbelstücke gestellt werden, berücksichtigt wurden. In Bezug auf die Formensprache folgte Braakman den großen ausländischen Vorbildern - in erster Linie Schweden, Finnland (Aalto) und den USA (Eames), später vor allem Italien, Dänemark und Deutschland. Die Formensprache passte Braakman den im Betrieb vorhandenen Produktionstechniken an. So entstanden klare und kohärente Möbelkollektionen, die als funktionale Gebrauchsgegenstände betrachtet wurden. Da das Design meist ruhig und schlicht war, konnten diese Möbel für die unterschiedlichsten Einrichtungssituationen verwendet werden.

Dieses «passe partout»-Prinzip entwickelte sich zu der Markenbezeichnung «PasToe», mit der sich die Fabrik im In- und Ausland als Hersteller von modernen Möbeln einen großen Namen erwarb. Der spezifische Charakter des Unternehmens zeigt sich in den 60er- und 70er-Jahren am deutlichsten in den aufeinander folgenden Serien von Aufbewahrungsmöbeln, die den Hauptteil des Umsatzes bildeten. Ausgangspunkt für diese Möbel war der Gedanke eines «Kombinationsmöbelstücks» - keine autonomen, abgerundeten Schränke mehr, sondern ein Möbeltyp, der flexibel mitwuchs. Die «Eiche-Serie» (1948) und die «Birke-Serie» (1950) bestanden aus Schränkchen mit streng kubistischen Grundformen, die dank ihrer glatten Verarbeitung nebeneinander gestellt werden konnten und die sich sogar aufeinander stapeln ließen. Die Einführung der in Teakholz ausgeführten Serie «Pastoe Möbel-nach-Maß» (1955) war eine radikale Neuinterpretation des Konzepts. Das Regalsystem basierte auf einer «Eckleiste», an der sich die Einlegeböden und die anderen Teile in vier Richtungen befestigen ließen. Auf diese Weise war mit einer beschränkten Zahl von Grundelementen eine Vielzahl von Kombinationen möglich, die nach Belieben erweitert oder verändert werden konnten. Mit dem «Pastoe-Kubus» (1967) und der «K 369»-Serie (1971) baute Pastoe auf dem alten Prinzip des Stapelns von Einzelelementen zu einem großen Ganzen auf. Beide Serien basierten auf einer neu entwickelten Fertigungstechnik, bei der eine mit PVC verkleidete Holzfaserplatte über die gesamte Breite eingefräst wurde, wodurch sie sich zu einer Kistenform falten ließ.

In den 80er-Jahren entschied man sich bei Pastoe für ein unverwechselbares und auffallendes Design. Möbel wurden dadurch nicht bloß zu funktionalen Gebrauchsgegenständen, sondern zu autonomen gestalterischen Raumobjekten. 1982 wurde das Dutch Design Center gegründet, das sich in einem Teil des Betriebsgebäudes befindet.

Weltweit erfolgreich war Pastoe mit dem «Amsterdamer Schrank» (1978) von Aldo van den Nieuwelaar sowie den Modellen «A'dammer Sideboard» (1982), «A'dammer Pinguin» (1990), «A'dammer Mezza Luna» (1990). An die Stilrichtung des Memphis sind die Sitzmöbel von Rob Eckhardt angelehnt, wie die Chaiselongue «Karel Doorman» (1983), der Sessel «From Holland with Love» (1984), der Sessel «Pouffe Garni» (1986) oder der Tisch «Table & Stone» (1983), dessen Fuß von einem Naturstein beschwert wird. Shiro Kuramata schuf die Stahlrohr- und Aluminiumstühle «Apple Honey» (1985), «Armchair R 401» (1986) und «Sing Sing Sing» (1985). Weitere Entwürfe stammen von Giampaol Babetto (Tischserie «Quadro», 2000), Arnold Merckx, Pierre Mazairac, Shigeru Uchida («Lamp L100», «Matrix System», 1999, Serie «Slide», 2000), Hannes Wettstein (Tischprogramm «Travé», 1999, und Sitzsystem «Aera», 2000) sowie Klaus Vogt (Rolladenschrank «Fibre», 1996). © Guus Vreeburg, Rotterdam (http://www.guusvreeburg.nl/read/guusvreeburg/5129?submenu=4214)

 

www.pastoe.nl

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